Marcus Engman, Kreativdirektor bei IKEA, glaubt, dass eine kreislauforientierte Denkweise unsere Welt verändern kann. „Wir bewegen uns in eine Zukunft, in der Abfall der Rohstoff ist. Es geht darum, von Grund auf zu gestalten und in Komponenten zu denken“, sagt er. IKEA hat sich verpflichtet, bis 2030 zu 100% kreislauforientiert zu sein.
„Ich hätte mir in den frühen 1990er Jahren, als ich das erste mal einen IKEA-Laden besuchte, um meine Wohnung in Stockholm einzurichten, nicht vorstellen können, dass ich 30 Jahre später das Wort „kreislauforientiert“ zu den Schlüsselattributen der IKEA-Marke hinzufügen würde. Ich, wie so viele damals, betrachtete IKEA-Möbel als Wegwerfartikel. Nachhaltigkeit war weder auf meinem Radar noch auf dem der meisten von uns. Wie sich die Zeiten geändert haben!“
Was genau ist Kreislaufwirtschaft?
Im Kern geht es bei der Kreislaufwirtschaft darum, Produkte, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich im Umlauf zu halten. Das bedeutet, Produkte so zu gestalten, dass sie haltbar, reparierbar und aufrüstbar sind, sodass sie mehrfach verwendet und wiederverwendet werden können.
Eines der Kernprinzipien der Kreislaufwirtschaft ist es, Abfall in jeder Phase des Produktlebenszyklus zu reduzieren. Anstatt Gegenstände nach Gebrauch zu entsorgen, besteht das Ziel darin, wertvolle Materialien zurückzugewinnen und sie wieder in den Produktionsprozess zu integrieren. Dieser Ansatz spart nicht nur Ressourcen: Er kann auch die Treibhausgasemissionen erheblich verringern, indem er die für die Neuproduktion erforderliche Energie reduziert.
IKEAs vier Kreislaufschleifen
IKEAs Ansatz zur Kreislaufwirtschaft basiert auf dem, was sie als die vier ‚Kreislaufschleifen‘ bezeichnen: Wiederverwendung, Aufarbeitung, Wiederaufbereitung und Recycling. Sie betrachten die Schleifen als Hierarchie, wobei die Produktwiederverwendung an der Spitze als wünschenswerteste steht; was nicht wiederverwendet werden kann, wird aufgearbeitet, und so weiter. Erst wenn die anderen drei Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ziehen sie das Recycling in Betracht. Dieser Ansatz bestimmt, wie IKEA Produkte entwickelt und Materialien beschafft werden.
Wiederverwendung
IKEA-Möbel sind seit langem ein fester Bestandteil von Wohltätigkeitsläden und Secondhand-Geschäften. Nun hilft IKEA mit ihren eigenen Programmen Re-Shop und Re-Use sowie Buyback und Resell Kunden, gebrauchte Stücke zu verkaufen und zu kaufen (sowohl im Laden als auch online). In 2022 wurden 32 Millionen Produkte in IKEAs ‚Kreislaufzentren‘ weiterverkauft.
Aufarbeitung
IKEA ist bestrebt, dabei zu helfen, die Produkte so lange wie möglich zu nutzen. Das bedeutet, sie so zu gestalten, dass sie leicht auseinandergenommen und wieder zusammengebaut werden können, damit wir sie bei einem Umzug mitnehmen können. Es geht auch darum, sie leicht reparierbar zu machen. Seit 2020 können Kunden kostenlos Montageteile wie Muttern, Bolzen und Schrauben bestellen, um defekte Produkte zu reparieren. IKEA hat 2022 21,9 Millionen Ersatzteile an Kunden ausgegeben, was nach eigenen Angaben die Lebensdauer von Möbelstücken für fast 2 Millionen Kunden verlängert hat.
IKEA bietet auch Ersatzbezüge für Sitzmöbel an und testet Möglichkeiten, Ersatzteile wie Armlehnen, Kissen und Schubladenfronten zu erschwinglichen Preisen zu verkaufen.
Sie haben außerdem viele Innovationen im Bereich ‚Aufarbeitung‘, einschließlich Initiativen wie das Learning Lab in ihrem Geschäft in Greenwich, UK, wo Kunden lernen können, wie sie ihre IKEA-Möbel aufwerten können, und in der Schweiz testen sie nach einem Ideenfindungsprozess mit SDGXCHANGE das Leasing von Möbeln, wobei IKEA sie nach einem Jahr zurücknimmt und aufarbeitet, bevor sie wieder verleast werden.
Wiederaufbereitung
Die Wiederaufbereitung von Produkten ist ein Prozess, bei dem verwendbare Teile von demontierten Produkten in der Produktion neuer Produkte verwendet werden, was die Ressourcen-Rückgewinnung erhöht und potenziell die Kosten des Endprodukts senkt. Die Verwendung von standardisierten Beschlägen ist Beispiel, wie IKEA die Anzahl der wiederverwendbaren Teile erhöht.
Recycling
IKEA betont sehr klar, dass Recycling nicht die Antwort ist und nur als letzter Ausweg verwendet wird. Auch hier zeigen sie anderen Unternehmen, wie man bei der Innovation im Recycling vorangeht. IKEA schätzt, dass in den Niederlanden jährlich 1,7 Millionen Matratzen als Abfall enden und hat daher ein Geschäftsmodell mit einem Drittanbieter entwickelt, bei dem Verbraucher Matratzen (jeglicher Art, nicht nur von IKEA) an eine Einrichtung zurückgeben, wo sie einem Rückbau-Prozess unterzogen werden. Bei diesem werden die Matratzen in drei oder vier Materialkategorien zerlegt und dann wieder in die Lieferkette verkauft.
Wie Jesper Brodin, CEO der Ingka Group (dem Holdingunternehmen für die meisten IKEA-Einzelhandelsgeschäfte), der Time sagte: „Das Schöne daran ist, dass es ein ganz akzeptables Geschäft ist. Es ist keine Goldgrube, aber es ist ein Plus. Es ist ein neues Geschäftsmodell, das tatsächlich profitabel wird, während man gleichzeitig ein riesiges Problem angeht.“
Kreislaufwirtschaft ist gut fürs Geschäft
IKEA macht keinen Hehl daraus, dass Gewinn trotzdem wichtig ist – und sieht Kreislaufwirtschaft als langfristige Unternehmensstrategie, um einige der dringenden langfristigen Risiken für das Geschäft, wie Ressourcenknappheit, zu mildern. Ein kreislauforientierter Ansatz ist nicht nur gut für den Planeten, sondern auch für den Verbraucher und das Unternehmen.
Veröffentlicht am 15. Februar 2024
Quelle: Momentahub
Autorin: Jean Callanan ist Beraterin für strategisches Denken und Moderatorin für nachhaltige Innovation. Sie bloggt über Unternehmen, die inspirierende Dinge tun, um eine bessere Welt zu schaffen.
SDG-Lösung: SDG 12
Über ‚Green Shoots – Geschichten aus der Wirtschaft für unseren Planeten‘: Green Shoots ist ein wöchentlicher Blog von Jean Callanan, der Geschichten von Unternehmen und Marken erzählt, die inspirierende und innovative Dinge tun, um den #Klimawandel anzugehen und eine bessere Welt zu schaffen.
