Wälder im Wandel: Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft in der Schweiz

Forstwirtschaft und Ressourcenschonung in der Schweiz
Natürliche Ressource, zugleich aber auch Kohlenstoffspeicher: Der Wald | © Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

Von der Holzproduktion und der Speicherung von CO₂ bis zum Schutz vor Naturkatastrophen und der Förderung der Biodiversität: Wälder bieten eine Vielzahl an Leistungen. Im Kontext globaler Herausforderungen  steigt der Bedarf nach den Diensten des Waldes. Einher mit der steigenden Nachfrage geht die Notwendigkeit, Methoden der Forstwirtschaft anzupassen und geeignete politische Entscheidungen zu treffen.

Die Herausforderung im Umgang und der Bewirtschaftung von Waldressourcen liegt darin, eine gesunde Balance an Wald-Dienstleistungen sicherzustellen. Dabei müssen teils widersprechende Ziele in Einklang gebracht werden. Gelingt es nicht, diese Balance zu finden, muss eine Reduktion der Waldökosystemleistungen erfolgen, welche die Wälder direkt und indirekt für das gesamte Ökosystem erbringen.

Um Werkzeuge zur Einbeziehung von Waldökosystemleistungen in politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu schaffen, wurden vom Nationalen Forschungsprogramm NFP 73 entsprechende wissenschaftliche Projekte initiiert. Die Resultate der Studien zur Forstwirtschaft und Ressourcenschonung der Wälder zeigen auf, wie mit verbesserter Abstimmung politischer Ziele und geeigneten Massnahmen die Leistungen des Waldes nachhaltig gesichert werden können.

Ökosystem Wald und die Schweizer Forstwirtschaft

Der Schweizer Wald unterliegt einem gesetzlichen Schutz, der sich auf die Erhaltung und Multifunktionalität der Wälder konzentriert. Dieser gesetzliche Rahmen bildet das Fundament der Forstpolitik. Er unterstützt die Förderung und Erhaltung der Biodiversität und schützt den Wald damit vor externem Entwicklungsdruck. Trotzdem bestehen mit Bezug auf Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft wachsende Zielkonflikte: so steht die wirtschaftliche Nutzung von Holz diametral der Fähigkeit von Waldflächen entgegen, Kohlenstoff zu speichern.

Die Forstwirtschaft wird geprägt durch die beeindruckende Waldfläche der Schweiz. Diese nimmt etwa ein Drittel der Landesfläche ein. Wälder bestimmen damit sowohl Erscheinungsbild als auch Lebensqualität der Bevölkerung in wesentlichem Umfang mit.

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Das NFP 73 entwickelt Wissen für eine nachhaltige, ressourcenschonende Wirtschaft in der Schweiz, das Wohlstand fördert und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

Die nachhaltige Nutzung und Verwaltung der schweizerischen Waldressourcen erfordert ein Verständnis für ökologische Zusammenhänge und ein ausgeklügeltes Ressourcenmanagement, das unsere natürlichen Rohstoffe erhält und schont.

Nachhaltige Forstwirtschaft in der Schweiz bedeutet demnach, den Wald nicht nur als Holzlieferanten zu sehen. Wälder tragen zum globalen Klimaschutz bei. Daher ist es unabdingbar, Nachhaltigkeitsüberlegungen für die Forstwirtschaft in alle Entscheidungsebenen von Unternehmen und in der Gesellschaft zu integrieren.

Eine gesamtheitliche Betrachtung, welche die unterschiedlichen Aspekte der Klimapolitik, Strategien der Waldwirtschaft und Praxis der Forstwirtschaft einbezieht, ist entscheidend für die erfolgreiche Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft. Erst durch eine Sensibilisierung und den Aufbau neuer Kompetenzen können Waldökosystemleistungen in Zukunft effizient und nachhaltig verwaltet und gefördert werden.

Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Waldwirtschaft

Die Handlungsempfehlungen aus den Studien des NFP 73 fokussieren sich auf die Schaffung verbesserter Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft. Sie beinhalten die Sensibilisierung für Waldleistungen mit Möglichkeiten zur Einkommensdiversifizierung – im Bewusstsein um die begrenzte Kapazität des Waldes –, die Definition ehrgeiziger politischer Ziele mit sektorübergreifender Priorisierung und die Koordinierung sowie Entwicklung adäquaterer politischer Instrumente.

Auch marktwirtschaftliche Instrumente spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung nachhaltiger Waldnutzung: Zertifizierungssysteme bieten vielversprechende Anreize für Waldbesitzer, den Kohlenstoffgehalt durch das Bewahren stehender Bäume oder die Speicherung in Holzprodukten zu erhöhen. Für die Effektivität solcher Klimaschutzmassnahmen ist eine regulatorische Unterstützung unerlässlich. Auch ein verbesserter Versicherungsschutz gegen Naturgefahren, der speziell auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung zugeschnitten ist, trägt zur Wirksamkeit der Bewirtschaftung von Schutzwäldern bei. Zugleich haben verbesserte Schutzmassnahmen einen direkten Einfluss auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gemeinschaft.

Information und Kommunikation besitzen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen in der Waldwirtschaft. Durch die Analyse von Waldszenarien und den Einsatz von Entscheidungsunterstützungssystemen werden Entscheidungsträger und Waldbewirtschafter befähigt, die steigende Nachfrage nach Leistungen des Waldökosystems effektiv zu erkennen. Und richtig darauf zu reagieren. Regelmässige Bewertungen der Fortschritte dieses Wissenstransfers schaffen Sicherheit und Vertrauen.

Alle in diesem Abstract erwähnten Materialien und Studien sind im Mediacenter des NFP 73 zu finden, insbesondere:

Die Verfasser der Studien weisen im Zusammenhang der Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Schweizer Forstwirtschaft auf die Notwendigkeit hin, die empfohlenen Massnahmen auf verschiedene Ebenen – national, regional und unternehmerisch – auszurichten.

Von grosser Bedeutung für eine erfolgreiche Anwendung und Umsetzung der Lösungen ist auch die Entwicklung verbindlicher Ziele und Zeitpläne. Nicht zuletzt, damit sich die Wirtschaft und interessierte Investoren an rechtlichen Rahmenbedingungen orientieren können.

Barrieren und Lösungsansätze

  • Langfristige Planungshorizonte und Unsicherheiten.
  • Komplexe Interaktionen zwischen den verschiedenen Waldökosystemdienstleistungen.
  • Geringe Akzeptanz für innovative Bewirtschaftungsmethoden.
  • Kleinteilige Eigentumsverhältnisse der Schweizer Wälder erschwert die Implementierung innovativer Lösungen wie Kohlenstoffzertifizierung, Entscheidungsunterstützungssysteme oder Versicherungsschutz.
  • Die Anwendung von Werkzeugen zur Förderung einer nachhaltigen Nutzung der Waldökosystemdienstleistungen erfordert langfristiges finanzielles und persönliches Engagement, insbesondere in der Entwicklungsphase.
  • Erarbeitung effektiver politischer Leitplanken, etwa für die Etablierung von Märkten für Waldökosystemleistungen wie CO₂-Speicherung und Biodiversitätskompensation.
  • Schaffung von Entscheidungshilfen für die Forstwirtschaft.
  • Sensibilisierung regionaler Waldbesitzergemeinschaften.
  • Förderung freiwilliger Initiativen.
  • Definition klarer politischer Ziele, die über die reine Holzproduktion hinausgehen und andere Ökosystemdienstleistungen explizit einbeziehen.
  • Verdeutlichung der Faktoren, die sich in einer nachhaltigen Forstwirtschaft gegenseitig beeinflussen.
Dieser Text entstand in Kooperation mit dem Nationalen Forschungsprogramm (NFP 73). Die redaktionelle Verantwortung für sämtliche Textinhalte obliegt den Autorinnen.