Individuelles Verhalten im Fokus: Wissenschaftliche Studien aus der Schweiz zeigen den Weg zu nachhaltigem Handeln

Individuelles Verhalten nachhaltiges Handeln
Foto: © Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

Was bedeutet nachhaltiges Verhalten? Eine Frage, die sich besonders die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger stellen müssen. CEOs und Politiker stehen in der Verantwortung, umweltfreundliche Praktiken in ihren Organisationen und Gemeinschaften zu fördern. Zugleich bedeutet verantwortungsvolles Handeln für Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz oftmals eine Auseinandersetzung mit der eigenen, bisherigen Lebensart. Doch wie lassen sich tief verwurzelte Gewohnheiten, wie Strukturen und Prozesse, verändern?

Die wissenschaftlichen Studien von NFP 73 schlagen die Brücke zwischen Theorie und Praxis: Sie haben das typische Konsumverhalten in der Schweiz und dessen Auswirkungen auf die Umwelt erforscht und zeigen, wie nachhaltiges Handeln mit Erfolg in konkrete Strategien in Unternehmen und Politik integriert werden kann. Und wie verantwortungsvolles Konsumverhalten der Bevölkerung gefördert werden kann.

Forschungserkenntnisse zu nachhaltigem Verhalten in der Schweiz

Der Erfolg nachhaltigen Verhaltens und Konsums hängt stark vom Handeln sowohl der Unternehmen als auch von Individuen ab. Rebound-Effekte können die positiven Effekte der Ressourceneinsparung mindern. Besonders, wenn eingespartes Geld für andere umweltbelastende Aktivitäten ausgegeben wird. Zudem können umweltpolitische Massnahmen durch nicht antizipierte Verhaltensmuster zu ungewollten negativen Effekten führen.

Intrinsische und extrinsische Motivationen spielen darum eine entscheidende Rolle im Verhalten von Einzelpersonen und Unternehmen. Während intrinsische Motivation aus persönlicher Erfüllung resultiert, basiert extrinsische Motivation auf dem Wunsch, Belohnungen zu erhalten oder Strafen zu vermeiden.

Die Studien des NFP 73 haben deshalb untersucht, welche Faktoren das nachhaltige Verhalten in der Schweiz beeinflussen. Sie zeigen, dass die Umweltidentität einer Person einen starken Einfluss auf ihr Handeln besitzt. Interessant ist die Einsicht, dass nachhaltige Entscheidungen in einem Bereich das Verhalten in anderen Bereichen nicht negativ beeinflussen. Für Verhaltensänderungen ist es daher unabdingbar, die Umweltidentität der jeweiligen Zielgruppe zu verstehen. Nur so lassen sich erfolgreich Wege finden, nachhaltiges Verhalten zu fördern.

Ein zweites, wichtiges Learning ist die Erkenntnis, dass Botschaften, die auf die Umweltauswirkungen persönlicher Entscheidungen hinweisen, einen stärkeren Einfluss auf das nachhaltige Verhalten haben können als die Betonung persönlicher Werte. Eine bewusste, stärkere Wahrnehmung der Natur kann also unabhängig von der persönlichen Einstellung zum Umweltschutz positive Effekte auf nachhaltiges Verhalten haben.

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Das NFP 73 entwickelt Wissen für eine nachhaltige, ressourcenschonende Wirtschaft in der Schweiz, das Wohlstand fördert und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

Die aktuellen Ergebnisse der Forschungen betonen, dass nachhaltiges Handeln nicht nur eine Frage der Ökologie ist. Sondern auch der ökonomischen Vernunft. Für Unternehmen wie für Menschen. Die Studien geben Einblicke, wie man in der Schweiz ressourcenschonend einkauft, wie man damit zugleich am richtigen Ort investiert und warum ein Verzicht auf übermässigen Konsum zugleich eine Investition in eine bessere Zukunft darstellt.

Wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen

Der NFP 73-Fokus „Nachhaltiges Verhalten“ hat sich speziell mit folgenden Projekt-Themen auseinandergesetzt:

  • Sanfte Schubser für KMUs
  • Rebound-Effekte für die Sharing Economy
  • Der Einfluss von Umweltidentitäten
  • Nachhaltiges Konsumverhalten
  • Lebensdauerverlängerung für Mobilgeräte

Weitere wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Schweiz verbunden mit praktischen Handlungsempfehlungen für Konsumentinnen und Konsumenten bietet das Mediacenter des NFP 73. CEOs, Politikerinnen und Politiker finden hier gezielt für sie erstellte Briefings, die online zur freien Verfügung stehen. Darunter unter anderem frei verfügbare PDFs zum Download zu folgenden Themen:

Wer sich lieber „On the go“ per Audio schlau macht, findet in der Podcast-Serie des NFP 73 zwei Episoden, die sich speziell mit nachhaltigem Verhalten / Konsum beschäftigen:

Nachhaltiges Verhalten und bewusster Konsum als Schlüssel zum Erfolg

Die Forschungsergebnisse betonen nicht nur die ökologischen und ökonomischen Vorteile von nachhaltigem Verhalten für Unternehmen. Sie zeigen auch, dass die Nutzung natürlicher Ressourcen durch private Haushalte in der Schweiz gefördert werden muss.

Nachhaltige Güter und Dienstleistungen dürfen nicht teurer sein als ihre nicht nachhaltigen Pendants. Informationen über nachhaltige Optionen und die positiven Auswirkungen von Verhaltensänderungen müssen klar kommuniziert werden. Zugleich gilt es im Auge zu behalten, dass die intrinsische Motivation von Konsumentinnen und Konsumenten nicht durch unpassende externe Anreize wie Preisgestaltung und Regulierung untergraben werden darf. Massnahmen, die erfolgreich Verhaltensänderungen im Konsumbereich anstossen, aktivieren darum immer die soziale und die ökologische Identität.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich Verhaltensweisen und wahrgenommene Hindernisse zwischen Konsumbereichen und sogar innerhalb dieser (z. B.verschiedene Lebensmittelprodukte) erheblich unterscheiden: Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern fiel es unter anderem leichter, nachhaltige Verhaltensweisen im Bereich der Lebensmittel zu identifizieren als bei Textilien und Verbraucherelektronik. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, spezifische Problemstellungen und Entscheidungskontexte zu verstehen, um Massnahmen zur Förderung nachhaltigen Konsums in verschiedenen Bereichen zu identifizieren und umzusetzen. Die detaillierten Ergebnisse und den Report finden Sie in einer aktuellen ZHAW-Studie.

Dieser Text entstand in Kooperation mit dem Nationalen Forschungsprogramm (NFP 73). Die redaktionelle Verantwortung für sämtliche Textinhalte obliegt den Autorinnen.