IKEA: Wie der Möbelriese dank seinem zirkulären Geschäftsmodell wächst

IKEA wird oft kritisiert, dass ihre billigen Einwegmöbel eine Wegwerfkultur unterstützten. Simona Scarpaleggia, ehemalige Geschäftsführerin von IKEA Schweiz, hält diesbezüglich fest: „Wir sind Teil des Problems, aber wollen auch Teil der Lösung dieses Problems sein.“ Um der «Abfallgesellschaft» global den Kampf anzusagen, setzt die Firma ihr Geschäftsmodell seit mehreren Jahren in den Kontext der Kreislaufwirtschaft. Mit neuen Innovationen unterstützt IKEA somit vor allem SDG9  „Industrie, Infrastruktur und Innovationen“ sowie SDG12 «Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster».

Zum zirkulären Ansatz von IKEA

Welche gesellschaftlichen Herausforderungen adressiert IKEA?

Die Schweiz produziert jährlich rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall. Das bedeutet, dass der Durchschnittsschweizer mit 716kg Abfall pro Person und Jahr für eines der höchsten kommunalen Abfallaufkommen der Welt verantwortlich ist, laut BAFU. Davon werden erst knapp 53% recycelt. Die hohen Abfallmengen haben nicht nur einen negativen Einfluss auf die Umwelt, sondern auch grosse finanzielle Auswirkungen. Allein das unbedachte Fallen- oder Liegenlassen von Abfall (Littering), verursacht in der Schweiz jährlich Kosten von rund CHF 200 Mio.

Wie sieht der Lösungsansatz aus?

Millionen Menschen konsumieren IKEA Produkte. Gerade deswegen macht es einen grossen Unterschied, wenn der Möbelriese sich dazu entschliesst, nicht nur die Art und Weise wie sie Ressourcen nutzen zu verändern, sondern auch das Konsummodell an sich zu optimieren.

Anstatt dem bis dato linearen wirtschaftlichen Ansatz, will IKEA soweit wie möglich Material mehrmals verwenden. Es soll somit sowohl recyclebar als auch wiederverwendbar sein. Somit lancierte die Firma das Programm «Second Life», wo Kunden ihre Möbel zurückbringen und dafür kompensiert werden. Zudem testet IKEA in der Schweiz nun das Mietmodell „Furniture as a Service“, in dem B2B Kunden Möbel mieten können, für mindestens 12 Monate oder mehr. Am Ende der Mietphase können Kunden die Ware retournieren und IKEA vermietet sie entweder weiter oder recycelt die Ware. Somit ermöglicht es die Firma, weniger Material für ein breites Spektrum von Produkten zu verwenden und nachhaltigen Konsum seiner Kunden zu fördern.

Was sind die Herausforderungen?

Die zentrale Herausforderung und Ambition ist die Umwandlung von Ikea in ein Kreislaufgeschäft. Dies beinhaltet Herausforderungen in der Umstellung des Serviceangebots, der Rohstoffbeschaffung sowie des Produktdesigns. Dabei versucht die Firma die Lebensdauer der Produkte zu verlängern und deshalb so zu entwerfen, dass sie wiederverwertet, repariert, wiederverwendet, wiederverkauft oder recycelt werden können. Eine Herausforderung ist auch die Anpassung an Änderungen des Kunden-Lifestyles und die Integration in den Kreislaufgedanke. Hierzu entwickelte die Firma spezifische Kundeninteraktionsprogramme.

Was sind die Ergebnisse (impact)?

Das Beispiel von IKEA zeigt, dass Wachstum und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind, und dass man mit einer Kreislaufwirtschaft beides fördern kann. In Bezug auf das «Second Life» Projekt und das Mietkonzept, schätzte IKEA Australia in ihrem «People and Planet Positive 2018» Report, dass sie ungefähr 13,5 Millionen Möbelstücke recyceln, wiederverwenden oder reparieren könnten. Die Auswirkungen sind enorm, wenn man bedenkt, dass IKEA bereits im Jahr 2013 ca. 1% der weltweit kommerziellen Holzversorgung beanspruchte.

Welche Vision verfolgt IKEA?

IKEA ist sich bewusst, dass sie für ein Teil des Problems verantwortlich sind. Trotzdem und gerade deswegen wollen sie ein Teil der Lösung sein. Die Mission und Vision ist 100% nachhaltig zu arbeiten. Mit LED-Glühbirnen hatte die Firma angefangen, dann kam nachhaltige Baumwolle und bis nächstes Jahr will die Firma zu 100% auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Weitere Initiativen sind im Gange und eine globale Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und zu fördern, ist nur ein Teil davon.

„Menschen und Planeten positiv“ bis 2030, was zu einer Netto-Negativmenge an Treibhausgasen führt, erfordert einen facettenreichen Ansatz. Zusätzlich zu den 3,75 Milliarden Dollar, die in erneuerbare Energien investiert werden, wird IKEA bis 2020 Einweg-Kunststoffe auslaufen lassen.

Lässt sich die Lösung von IKEA multiplizieren und skalieren?

Der zirkulären Lösungsansatz von «Second Life» sowie „Furniture as a Service“ lässt sich insofern gut skalieren, als dass IKEA die Lösung in allen Ländern sowie auf verschiedene Produktgruppen ausweiten kann. Die Lösung lässt sich auch über das Unternehmen hinaus in der gesamten Möbelbranche umsetzen und ausdehnen. Hierzu ist ein Umdenken der Unternehmen sowie der Konsumenten vom Einweg- zur Kreislaufwirtschaft notwendig. Schliesslich reduziert die Lösung nicht nur negative, ökologische Auswirkungen, sondern erzielt auch positive, ökonomische Effekte.

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