In der Schweiz hört beim Lohn die Gleichberechtigung auf

Bern/Zürich – Publikationen der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EKF) und des Verbands Advance beschäftigen sich mit den Unterschieden hinsichtlich Einkommen und Vermögen bei Frauen und Männern. Sie stellen der Schweiz schlechte Noten aus und zeigen Lösungen auf.

Frauen verfügen in der Schweiz über weitaus weniger Geld als Männer – dies analysieren zwei Ende 2023 erschienene Publikationen. Das ist erstens die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) mit der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Frauenfragen“, zweitens das Whitepaper des Wirtschaftsverbands für Gleichstellung Advance und des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG.

In „Frauenfragen“ diskutieren Fachleute das Thema Geld aus Geschlechterperspektive. Ausgangspunkt ist eine quantitative Auswertung: Sie besagt, dass das jährliche Medianeinkommen der Frauen im Erwerbsalter nur 57 Prozent desjenigen der Männer beträgt. Frauen sind dabei in tiefen Einkommensgruppen deutlich übervertreten. Auch das mittlere Jahreseinkommen der Frauen im Pensionsalter ist mit knapp 30’000 Franken rund 20’000 Franken niedriger als das der Männer. Die Autoren verweisen auf Studien, wonach die Differenz der wöchentlich geleisteten Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen in der Schweiz im Vergleich der 37 OECD-Länder am höchsten ist.

Das Whitepaper von Advance und KPMG legt dar, diese Ungleichheiten seien auch eine gesamtwirtschaftliche Ineffizienz, die sich die Schweiz angesichts des demografischen Wandels und Fachkräftemangels kaum leisten könne. Viele Frauen arbeiteten in kleinen Pensen und übernähmen den Grossteil der unbezahlten Arbeit zuhause. Gemäss Schätzungen entspricht das einem Geldwert von mehr als 260 Milliarden Franken.

Die in den Publikationen aufgeführten Massnahmen zur Verbesserung der Situation sind vielfältig. Wissenschaftler in Frauenfragen formulieren deutlich: „Generell ist die Familienpolitik in der Schweiz im internationalen Vergleich mangelhaft.“ Strukturen für bezahlbare Kinderbetreuung täten not. Das Whitepaper schlägt unter anderem die flächendeckende Einführung von Tagesschulen und flexiblen Arbeitsmodellen vor. Einheitlich wird betont, dass langfristig Stereotype aufgebrochen werden müssten – in Bezug auf Berufswahl oder Rollenvorstellungen. ce/yvh