Soziale Normen bremsen Gleichstellung der Geschlechter

Bern – Länder mit weitgehender Chancengleichheit für Frauen und Männer weisen besonders starke soziale Normen für Männer zur Wahrung ihres höheren Status auf. Dies zeigt eine Studie zweier Forscherinnen der Universität Bern. Sie soll helfen, soziale Ungleichheiten besser abbauen zu können.

(CONNECT) „Hohe Geschlechtergerechtigkeit führt für Männer zu hohem Statusdruck“, überschreibt die Universität Bern eine Mitteilung zu einer Studie von Christa Nater und Sabine Sczesny. Die beiden Wissenschaftlerinnen am Institut für Psychologie der Universität Bern haben die sozialen Normen für Männer und Frauen in Ländern mit unterschiedlich ausgeprägter Geschlechtergerechtigkeit untersucht. Auf diese Weise wollten sie herausfinden, „ob und wie die traditionelle Geschlechterhierarchie durch Statusnormen in relativ egalitären Gesellschaften auch heute noch aufrechterhalten wird“, erläutert Nater in der Mitteilung.

In allen untersuchten Ländern Schweden, Schweiz, USA, Türkei, Indien, Ghana und Iran schreiben soziale Normen Männern einem hohen sozialen Status verbundene Eigenschaften wie Handlungsfähigkeit, Tatkraft und Stärke vor. Frauen werden in Ländern mit relativ hoher Geschlechtergerechtigkeit (Schweden, Schweiz) keine expliziten Geschlechterregeln vorgegeben. In den übrigen untersuchen, weniger geschlechtergerechten Ländern haben die Forscherinnen jedoch soziale Normen für Frauen beobachtet, die ihnen dominantes Verhalten untersagen.

Das Ausmass der Vorgaben für Männer ist in den beiden Ländergruppen jedoch unterschiedlich: „Interessanterweise bestehen in den relativ geschlechtergerechten Ländern Schweiz und Schweden besonders starke soziale Normen für Männer, die sie auffordern, den höheren sozialen Status ihrer Geschlechtergruppe aufrechtzuerhalten“, erläutert Nater. „Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, die vielfältigen und teilweise verborgenen Hindernisse auf dem Weg zur tatsächlichen Chancengleichheit zu kennen, um soziale Ungleichheiten effektiv abbauen zu können.“ ce/hs