Die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) unterstützt KMU in der Schweiz im Kontext von SDG 13 bei der Ermittlung und Beurteilung von Energieeffizienzpotenzial. Dies bei der Erarbeitung individueller Massnahmen, Zielvereinbarungen mit dem Bund, der Berichterstattung und schliesslich auch bei der Erreichung der festgelegten Ziele. Bis Ende 2019 hatten über 4000 Unternehmen, die etwa 50 Prozent des CO2-Ausstosses von Schweizer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen verursachen, 2405 Zielvereinbarungen mit der EnAW abgeschlossen.
UBS unterstützt ihre Unternehmenskunden beim Energie-Check-up der EnAW sowie bei der Umsetzung von Massnahmen, die zur Steigerung der Energieeffizienz und somit zur Reduzierung der Betriebskosten beitragen.
Business Sustainability Today hat mit Jacqueline Jakob von EnAW darüber gesprochen, wie Schweizer KMU zur Zielerreichung von SDG 13 beitragen können.
Dieser Artikel über SDG 13 und KMU in der Schweiz wird unterstützt von
Business Sustainability Today:
Frau Jakob, wie kann die Schweiz Ihrer Meinung nach die Energiestrategie 2050 umsetzen und bis zu diesem Zeitpunkt klimaneutral werden?Jacqueline Jakob:
Klimaneutralität bis 2050 ist eine enorme gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Deshalb gilt es, alle Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren, und auch KMU in der Schweiz können einen Beitrag dazu leisten. Je früher man damit anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, umso stabiler ist es für die Zukunft aufgestellt und umso besser sichert es seine Wettbewerbsfähigkeit.Business Sustainability Today:
Wo haben Unternehmen am meisten Potenzial, um Energie zu sparen, und welche Effizienzmassnahmen sind am effektivsten?Jacqueline Jakob:
Zu den bewährten Ansätzen für Schweizer KMU im Zusammanhang mit SDG 13 zählen vorwiegend Effizienzsteigerungen, technische Verbesserungen, Erneuerungen sowie Betriebsoptimierungen. Zudem sollte man einen Blick auf die Produkte werfen und gegebenenfalls Produktsubstitutionen in Erwägung ziehen. Das ist zweifellos schwierig. Im nächsten Schritt empfehlen wir, auf erneuerbare Energien zu setzen. Am besten eignen sich ein guter Mix aus erneuerbaren, CO₂-freien und CO₂-neutralen Energien und die richtige Infrastruktur. Auf diesem Gebiet wird auch intensiv geforscht. Die Chemieprofessorin Greta Patzke zum Beispiel befasst sich mit der Frage, wie man mit technischen Mitteln die natürliche Fotosynthese rekonstruieren und dadurch erneuerbare Energien gewinnen kann.Sparen Sie in Ihrem Unternehmen Energie und Betriebskosten. UBS fördert die Teilnahme am Energie-Check-up mit einmalig bis zu 4000 Franken.
Business Sustainability Today:
Wo wird am meisten Energie konsumiert oder geht die meiste Energie verloren?Jacqueline Jakob:
Im Umfeld der EnAW-Teilnehmer merken wir, dass bei der Prozesswärme noch das grösste Potenzial vorhanden ist. Rund 70 Prozent der Brennstoffe in der Industrie werden für Prozesswärme gebraucht. Hier muss man Prozesse optimieren und diese zukunftsfähig gestalten. Das erfordert Mut.Business Sustainability Today:
Warum können gerade kleine und mittlere Unternehmen vom Energiecheck der EnAW profitieren?Jacqueline Jakob:
Es ist verständlich, dass KMU den Fokus auf ihr Kerngeschäft legen und nicht unbedingt den Energieverbrauch. Diese Unternehmen haben daher häufig keinen Energiebeauftragten und benötigen einen unkomplizierten Zugang zu externem Know-how. Der Energiecheck der EnAW schliesst hier eine Lücke und hat eine Art Antriebswirkung: Diese beginnt mit Beobachten, Messen und Auswerten. Das wiederum setzt anschliessend verschiedene dynamische Prozesse in Gang. Zudem können Unternehmen in Austausch- und Erfahrungsgruppen der EnAW voneinander lernen, und darüber hinaus hat die EnAW einen guten Überblick über alle Förderprogramme, die in diesem Bereich angeboten werden.Business Sustainability Today:
Welchen Rat geben Sie KMUs, die vor allem hinsichtlich der betrieblichen und finanziellen Herausforderungen Bedenken äussern?Jacqueline Jakob:
Ökologische Massnahmen müssen immer betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. So hat sich unter anderem die Kombination aus einer Zielvereinbarung und der Möglichkeit einer Rückerstattung der Lenkungsabgabe inzwischen zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Immer mehr Unternehmen stellen fest, dass ökologische Massnahmen auch ökonomische Vorteile mit sich bringen. Behörden machen zwar die Zielvorgabe, doch die Firmen erhalten den für die Umsetzung erforderlichen Spielraum. Das Ergebnis von 20 Jahren EnAW mit mehr als 4000 Teilnehmern zeigt, dass sich dieses Vorgehen in Bezug auf die Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Massnahmen bewährt hat.Business Sustainability Today:
Abgesehen von finanziellen Ersparnissen: Warum lohnt sich die Investition in Energieeffizienz?Jacqueline Jakob:
Wir erleben häufig, dass die Geschäftsleitung am Anfang etwas kritisch reagiert. Wenn aber der Prozess anläuft und dabei Vorteile zum Vorschein kommen, die über den Energiebereich hinausgehen – insbesondere besseres Arbeitsklima, Produktverbesserungen und höhere Wettbewerbsfähigkeit –, bewirkt das eine positive Dynamik und ermutigt auch andere KMU zur Teilnahme. Diese Entwicklung wird gestärkt durch das Bewusstsein, bei steigenden Energiepreisen bereits vorgesorgt zu haben sowie über die neuesten und besten Technologien zu verfügen.Business Sustainability Today:
Was ist Ihre Vision für die Zukunft, für SDG 13 und KMU und die Schweiz, Frau Jakob?Jacqueline Jakob:
Ich stelle mir eine weitgehend dekarbonisierte Wirtschaft vor mit erneuerbaren Energien, die sozial, wirtschaftlich und umweltverträglich sind. Und nicht reduzierbare CO₂-Emissionen müssen intelligent mit negativen Emissionen kompensiert werden können.Im Jahr 2019 verringerte sich der CO₂-Verbrauch der teilnehmenden Unternehmen um 628’412 Tonnen. Das entspricht gemäss den Berechnungen der SWISS circa 192’175 Flügen von Zürich nach Auckland (NZ) und zurück.
Im Jahr 2019 wurden 3’578’159 Megawattstunden Energie von den teilnehmenden Unternehmen eingespart, davon entfallen 1’471’597 Megawattstunden auf Strom. Die Einsparungen entsprechen mehr als 80 Prozent des jährlichen Endenergieverbrauchs des Kantons Basel-Stadt.
© Foto Jacqueline Jakob: EnAW